Wie ich diese Berliner Schnauze vermisse! Dieser Spruch bringt meine Gedanken zu meinem Beruf so ziemlich auf den Punkt. Seit Corona ist das Besuchen von lieben Freunden und Kunden in der Hauptstadt tabu – Ausstellungen und Theatervorstellungen sowieso.
Endlich hatte das Thema Umweltschutz, Erreichung der Klimaziele und die Integration von Nachhaltigkeitszielen in unser Finanzsystem in den letzten zwei Jahren ordentlich Rückenwind bekommen. Und jetzt? Wer erinnert sich gerade überhaupt noch an „Greta“? Haben wir denn nichts Wichtigeres zu tun, als uns um Klimaziele zu kümmern? Echt jetzt?
Während viele von uns das Homeoffice mal besser und mal schlechter bewältigen, sind Ratgeber über die Wichtigkeit der täglichen Arbeitsstruktur das Gebot der Stunde. Eine tägliche Routine muss her – eine feste Struktur soll uns Orientierung und Halt geben, da uns unsere vor-Corona-Routine urplötzlich entzogen worden ist. Der Mensch sehnt sich nach einem Sinn, einem Ziel und einer geordneten Struktur und sicheren Altersvorsorge. Während wir in unserem Zuhause zunehmend eine Struktur umgesetzt bekommen, entgleitet uns immer mehr die äußere Struktur.
Moderne Philosophen wie Svenja Flaßpöhler oder David Precht sprechen von einer großen bevorstehenden Transformation unseres Wirtschaftssystems. Weniger Produktion und Konsumption und dadurch eine Verringerung unseres materiellen Wohlstandes welches jedoch zu mehr persönlicher Freiheit führen wird. Wow, hört sich erst einmal ziemlich spooky an!

Auf der anderen Seite höre ich mir täglich die Finanzblogger*innen und Analysten an, die von einem baldigen „Business as usual“ sprechen und jungen Frauen in der breiten Masse dazu rät, jetzt endlich ein eigenes Depot zu eröffnen und in günstige ETFs ( Exchange Traded Funds) zu investieren, denn ein*e Berater*in kann man sich sparen, die sowieso nur geil auf Abschlussprovisionen ist und es scheinbar nicht besser kann.
Puh, geht mir das auf die Nerven. Das ist „Geiz ist geil“ auf die Finanzwelt übertragen.
Klar gibt es leider in meiner Zunft viele schwarze Schafe, aber alle über einen Kamm scheren sollte man grundsätzlich nicht.
„Günstige ETFs für ALLE!“ – liest man mittlerweile auf den gängigsten Finanzportalen. Doof nur, dass diese gar nicht so nachhaltig sind, denn sie beinhalten sehr häufig Erdölunternehmen, Fluggesellschaften, konventionelle Banken usw.
Mit den immer lauter werdenden Rufen nach einem Systemwechsel, jetzt wo die Schwächen unsere Weltwirtschaft durch die Pandemie brutal offengelegt worden sind – macht es dann noch Sinn, die durchschnittliche Rendite der vergangenen 70 Jahre anzunehmen und das mit den Großkonzernen, deren Geschäftsmodelle bezogen auf die Klimafreundlichkeit eindeutig durchgefallen sind?
Wissenschaftler sprechen von Kipppunkte beim Klima, von einer Erderwärmung von bis zu 6 Grad Celsius verglichen mit der vorindustriellen Zeit und dass 2050 mehr Plastik im Meer schwimmen wird als Fische. WTF – das wird ja immer schlimmer! Wo ist jetzt meine Struktur hin? Meinen Halt und meine Perspektive?
Meine Gedanken stehen mit diesen ganzen Informationen nie still. Hat meine unermüdliche Arbeit, für ein Umdenken und Umlenken von Finanzströmen überhaupt noch einen Sinn?
Was hilft? Sich schütteln – mein Vierbeiner macht es mir täglich vor. Alles abschütteln, durchschnaufen und weitermachen. Ich hole kurz mein Erste-Hilfe-Notizbuch hervor, worauf ich ein Bild von Albert Einstein geklebt habe mit seiner grandiosen physikalischen Formel:
E = mc2 – Energie wird zu Materie – Materie wird zu Energie
Auf Neudeutsch würde man das bestimmt mit „Mindset“ beschreiben. Dein heutiges Denken und Handeln beeinflusst deine Welt von morgen.
Yes! Da ist sie wieder – meine Struktur, mein Halt und meine Perspektive!
Daher werde ich ganz sicher meinen Weg weiter gehen, weiter aufklären, weiter Artikel schreiben, weiter Vorträge halten (erstmal nur online) und jetzt auch noch Instagram unsicher machen!
Denn wenn nicht jetzt, wann dann? Grüna wird´s nich!
Berlin – ick vermiss dir…..
Ihr wollt noch mehr über grüne Finanzen erfahren, dann schaut doch mal bei Brockerhoff Finanzberatung vorbei.
Bei Instagram ist Jennifer unter dem Namen women.invest.green zu finden. Viel Spaß beim Stöbern!
Berlin vermisst Dich auch!!